Der Beginn und die Entwicklung des Industrievereins für den Kreis Backnang

Von Helmut Adolff (2011)

Bis anfangs der 1990er Jahre gab es nur lose Zusammenkünfte der Industriellen des Altkreises Backnang ohne Protokollführung. Dadurch lässt sich die Geschichte des heutigen Vereins nicht mehr authentisch zurückverfolgen. Es gibt so gut wie keine Zeitzeugen mehr aus den früheren Jahren. Ich will dennoch versuchen aus meiner Erinnerung Ihnen einen ungefähren Überblick zu geben.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich einige Fabrikanten aus Backnang im Gasthof „Lamm“ in Großaspach zum Gedankenaustausch zusammen. Der Neubeginn verbunden mit der Umstellung der gelenkten auf die freie Wirtschaft und der Übergang von einer Militärregierung der Besatzungsmacht auf eine demokratische Stadtverwaltung war mit Sicherheit eine große Herausforderung auch für die Backnanger Fabrikanten. Wer damals zu dem Kreis der Fabrikanten zählte, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich weiß nur, dass Herr Hermann Kaelble einst zu den Initiatoren der Zusammenkünfte gehörte.

Ab den 1950er Jahren kam es dann zu regelmäßigen Zusammenkünften der Firmeninhaber. Die Wirtschaft nahm in diesen Jahren einen gewaltigen Aufschwung. Da dürften Fragen der Personalabwerbung und der rasch steigenden Löhne im Mittelpunkt der Gespräche gestanden haben. Wenn ich mich richtig erinnere nahmen für die J.F. Adolff AG Herr Dr. Roos, für die AEG-Telefunken Herr Dr. Wuckel, später Herr Dr. Gerhard Haag, für die Carl Kaelble GmbH die Herren Schad und Ekert für die Firma Karl Kaess Herr Kaess jr. und für die Fritz Häuser AG Herr Lüthcke teil.

Ich denke, es muss 1974 gewesen sein, als mich mein Onkel, Herr Martin Adolff zur Teilnahme an den Gesprächen delegierte. Seinerzeit organisierte Herr Lüthcke als Sprecher den „Industrieverein“. Das Interesse an den Veranstaltungen mit Vorträgen zu aktuellen Themen war seinerzeit sehr groß. Wir hatten Teilnehmer aus Gaildorf, Gschwend bis Schwäbisch Hall. Die Ölkrise verbunden mit langsam aufscheinenden Strukturproblemen in einzelnen Branchen bei gleichzeitig immer höheren Lohnforderungen der Gewerkschaften, waren Themen, die die gesamte Wirtschaft berührten. In Backnang kam zu allem hin noch das Abwasserproblem auf die Gerbereien und die Färbereien zu.

Auf Drängen der Industrie ließ sich Herr Lüthcke, wohl anfangs der 1980er Jahre in den Backnanger Gemeinderat wählen und ich übernahm darauf hin die Organisation des „Industrievereins“. An Gesprächsthemen mangelte es auch in meiner Zeit nicht. Bei Firmenbesichtigungen wurden die anstehenden Fragen gezielt behandelt. Sehr wertvoll waren auch die jeweiligen Konjunkturberichte der Firmen angesichts der immer stärker ausgeprägten Marktausschwankungen. Innerbetriebliche Veränderungen bei der J.F. Adolff AG veranlassten mich meinen Vorsitz an Herr Dr. Weber von der ANT abzugeben. Er führte den Industrieverein in der bisherigen Art weiter, musste aber den Vorsitz aufgrund beruflicher Veränderungen Ende der 1980er Jahre an Herrn Rombold abgeben.

Kurz darauf, anfangs der 1990er Jahre hat meines Wissens Harro Höfliger den Vorsitz des Industrievereins des Altkreis Backnang übernommen. Er gab dem Verein dann erstmals eine Struktur mit entsprechenden offiziellen Organen und machten den Industrieverein auch in der Öffentlichkeit bekannt. Der Verein wurde in der Folge immer häufiger auch lokalpolitisch aktiv, er hat Vieles angestossen und manches bewegt. Die erheblichen strukturellen Veränderungen der Industrie im Backnanger Raum machen aber nunmehr auch eine Anpassung des Vereins an die neue Wirtschafts- und damit an die entsprechende Mitgliederstruktur erforderlich.

Es ist nur schade, dass ich das Ganze nicht mit weiteren Namen und Daten untermauern kann.

(Helmut Adolff ist Ehrenmitglied des Industrievereins für den Raum Backnang und Neffe von Martin Adolff der J.F. Adolff AG, Backnang)

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